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01.07.2011

Vorwort zum Katalog „Wind and Weathering“, Elke Hessel, Künstlerin, Frankfurt

„Die Gebetsfahne zeigt nicht Besitz,Territorium, Vereinigungen oder Nationalität an, sondern freizügiges Wohlwollen für alle Wesen.“
Sabine Hunecke

Wind and Weathering — Wind und Verwitterung — so lautet der Titel der Ausstellung von Sabine Hunecke im Tibethaus Deutschland. Gemeint ist ihre künstlerische
Auseinandersetzung mit Lungtas, den tibetischen Gebetsfahnen, die im tibetischen Kulturkreis wie kein anderes Objekt Wind, Kälte, Hitze und Sonne ausgesetzt sind, dabei aber gleichzeitig „unbeirrt“ und unablässig ihre Funktion erfüllen, dem Wohle der Wesen zu dienen und Segen zu verbreiten. Das Wort Lungta setzt sich zusammen aus zwei Begriffen: Lung (tib.: rlung) bedeutet übersetzt Wind, aber auch „Odem“ Lebenswind, Energie.
Ta (tib.: rta) ist das kostbare Pferd, das die so genannten drei Juwelen, die Symbole der drei wichtigsten Aspekte der buddhistischen Lehre auf dem Rücken trägt. Im tibetischen
Kulturraum werden den Lungtas, den in fünf Farben flatternden Gebetsfahnen, die bedruckt sind mit Gebeten und Mantren, traditionell segensreiche Kräfte zugeordnet. Wenn der Wind durch sie hindurchbläst, so wird gesagt, dass er ihre Energie mitnimmt und sie über das Land verteilt. Zusätzlich zieren die Ecken jedes einzelnen Lungtas die vier wichtigsten tibetischen mythologischen Tiere: der Tiger, der Schneelöwe, der Garuda und der Drache. Diese sind wiederum Symbole für Elemente, Charaktereigenschaften, verschiedene tibetische Volksgruppen, für Himmelsrichtungen und vieles mehr. Frische tibetische Gebetsfahnen werden zu besonderen Festen in Tibet neu aufgehängt, die alten eingesammelt und verbrannt. Sie sind ein einprägsames Symbol für die Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit. Dieses zieht sich durch die gesamte buddhistische Philosophie,
nicht im negativen Sinne, sondern eher als Wandel begriffen, der erst Neues möglich macht.
Sabine Hunecke ist tief in die tibetische Kultur eingetaucht, hat sie nicht kopiert, sondern integriert in ihre Kunst. Ihr Eigen ist eine große Neugierde, asiatische Techniken und Materialen wirklich kennenzulernen und daraus Erfahrungen zu ziehen. Seit 1986 setzt sie sich intensiv mit dem tibetischen Buddhismus auseinander, ihr Lehrer ist der hochangesehene Tenga Rinpoche. Ihre Bilder und Collagen sind geprägt von einer klaren Struktur, einer gleichzeitigen Leichtigkeit und Tiefgründigkeit.
Es ist mir eine Freude und Ehre, dass wir sie für eine Ausstellung im Tibethaus Deutschland gewinnen konnten.

Elke Hessel
(geschäftsführender Vorstand Tibethaus Deutschland)

Frankfurt am Main im Juli 2011



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